Gemeinsam einsam? - Gassi gehen (1)


Für jeden Menschen, selbst schon für Kinder, ist klar: Mit einem Hund geht man spazieren. Aber warum? Und wie sieht das aus? Häufig sieht man abgehetzte Hunde, genervte Menschen, straffe Leinen, ... Warum tun wir uns (und unseren Hunden) das an? Ich möchte hier einmal mit und für Dich betrachten, wie ein Spaziergang aussehen kann und wann bzw. wie er auch wirklich Sinn macht und Euch weiter oder besser gesagt näher zusammen bringt.

Ein "Gassi-Gehen", also ein gemeinsamer Spaziergang von Mensch und Hund ist für uns Hundehalter etwas Alltägliches. Es "muss" eben sein. Für viele, gerade bei schönem Wetter, auch mit viel Freude verbunden, aber man sieht auch immer wieder nicht sehr glücklich wirkende Menschen, aber auch Hunde...

Einen gemeinsamen Spaziergang können wir als Menschen so gestalten, wie wir es uns wünschen. Wir wählen den Ort, die Länge, in vielen Fällen auch die Art und Anzahl der Begegnungen. Wir entscheiden, was unser Hund während des Spaziergangs tun darf und sichern ggf. über eine Leine ab, damit unser geliebter Vierbeiner sich nicht doch lieber mit anderen Dingen beschäftigt oder sich gar von uns entfernt.

 

Warum aber gehen wir spazieren? Klar ist, unser Hund muss raus um sein Geschäft zu erledigen. Das ist wohl ganz oben auf der Liste, weshalb wir Gassi gehen.  Darüber hinaus, braucht er Bewegung - körperliche Auslastung. Wie viel, das hängt ganz von der Art und Rasse des Hundes, seines Alters und Gesundheitszustandes ab. Aber auch geistige Auslastung sollte hierbei nicht vergessen werden! Begegnungen, Gerüche, etc. fordern nicht nur Nase, Augen, Ohren, sondern das gesamte Hundehirn. Je besser ein Hund seine Umgebung und die daraus resultierenden Einflüsse auf ihn kennt, desto entspannter kann er (in der Regel) damit umgehen.

Ein weiterer Punkt ist (oder sollte zumindest sein), wir verbringen gemeinsame Zeit mit unserem Hund! Während wir auch anderweitig unterwegs sind - arbeiten, einkaufen, usw. - verbringt Dein Hund den Großteil des Tages damit auf Dich zu warten - auch wenn Du evtl. physisch anwesend bist. Was auch okay ist, immerhin braucht ein Hund seine ca. 16 Stunden Ruhe am Tag, für eine gesunde, geistige Entwicklung. Dennoch ist der gemeinsame Spaziergang für viele Hunde das Highlight des Tages - und das sollten wir uns bewusst machen! Daher kommen wir mit dieser Überlegung direkt zu Frage Nr. 2:

 

Wie gehen wir spazieren? Wie eingangs schon geschrieben, entscheiden wir Menschen, wann, wo und wie lange wir spazieren gehen. Da Hunde keine Tageszeitung erhalten oder Nachrichten schauen, dient der tägliche Spaziergang auch immer dem Informationsaustausch mit der Umwelt. Für viele Hunde bedeutet das: Schnuppern. Und jetzt mal Hand aufs Herz: Darf Dein Hund bei euren Spaziergängen schnuppern? Wann, wo und wie lange er möchte? Immer wieder sehe ich Leute, beschäftigt mit "anderen Dingen" wie Smartphone, einer oder mehreren anderen Personen, die ihren Hund unachtsam an der Leine weiter ziehen oder gar schimpfen, wenn er auf dem Spaziergang schnuppern möchte. Viele sind noch so "nett" und lassen Fiffi schnüffeln, beschließen dann aber doch wieder selbst, wann es "reicht", nämlich, wenn es aus Menschen Sicht "lang genug" war. Bevor man mir nun aber vorwerfen mag, nur nach den Bedürfnissen des Hundes zu schauen, so sieht man häufig auch ein umgekehrtes Bild, nämlich einen Hund, der seinen Besitzer an gespannter Leine von A nach B zieht. Sicherlich kennst Du auch den Spruch: Na, wer geht denn hier mit wem spazieren? Und diesen Spruch finde ich auch gar nicht so nebensächlich, denn er beschreibt die Situation eigentlich ziemlich gut:

 

Wer geht mit wem spazieren? In meinen Augen sollte die Formulierung besser lauten: Warum geht man nicht gemeinsam spazieren? Wenn wir davon ausgehen, dass wir unseren Hund als Freund und Partner bei uns aufgenommen haben und freiwillig entschieden haben, Verantwortung für ihn (als ein von uns abhängiges Lebewesen) zu tragen, sollte man doch auch davon ausgehen, dass es unser Ziel ist, Dinge gemeinsam zu tun. Ein Miteinander, eine Beziehung aufzubauen. Warum sieht man also so häufig, dass Mensch und Hund gegeneinander statt miteinander spazieren gehen?

Ein Gegeneinander entsteht, wenn Bedürfnisse kollidieren, d.h. die Bedürfnisse des Menschen sind ungleich denen des Hundes. Um hier nun ein "Mehr" an Miteinander zu erhalten, sollten wir also ganz gezielt einmal darauf schauen, welche Bedürfnisse unser Hund denn hat, was ist ihm wichtig, womit beschäftigt er sich gern?

Wenn es problematische Themen gibt, sei es zu viel Aufregung und/oder Unsicherheit, Probleme in Begegnungssituationen, unerwünschtes Jagdverhalten oder was auch immer, sollte ich mir zunächst überlegen, wie ich diese "Baustellen" vermeiden kann, um von ihnen im Alltag nicht übermannt zu werden. Ein Miteinander kann nur entstehen, wenn beide Parteien Spaß daran haben, Harmonie im Miteinander kann ich niemals erzwingen. Nimm also zunächst so viel Stress wie möglich - für Dich UND Deinen Hund - aus euren täglichen Spaziergängen: Fahre in abgelegene Gebiete, lass das Smartphone in der Tasche, genieße das Hier und Jetzt mit Deinem Hund. Schau, was seine "Hobbys" sind und schließe Dich an: Bau Schnüffelspiele und kleine Trainingseinheiten in euren Spaziergang ein.

Achte darauf, Deinen Hund und Dich selbst nicht zu überfordern. Mache unterwegs Pausen, gib Dir und Deinem Hund Zeit zum Verschnaufen und Nachdenken, gerade für junge und unsichere Hunde ist es wichtig, auch unterwegs Zeit zu bekommen über gerade Erkundetes und Erlebtes nachdenken zu können.

Nimm Rücksicht auf eure jeweilige Tagesform, um keine unschönen und frustigen Situationen hervorzurufen (die kommen im Alltag viel zu häufig ganz von alleine). Sorge dafür, dass es Dir und Deinem Hund gut geht, tut gemeinsam Dinge, die euch Spaß machen. Halte einen Spaziergang auch mal kurz oder - wenn es ganz mies läuft - breche ab oder lass ihn auch einfach mal ausfallen. Dann geht es eben nur mal schnell zum Geschäft machen raus oder man fährt/geht zu einem gezielten Ort, um dort gemeinsame Qualitätszeit zu verbringen und auch verbringen zu können. Dazu aber mehr im nächsten Artikel. Die nötige Auslastung bzw. Beschäftigung Deines Hundes gibts auch auf anderen Wegen (viele tolle Ideen hierzu auch in unserem Seminar Indoor-Beschäftigung).

 

Wie Du Deinen Spaziergang ganz konkret für Dich und Deinen Hund sinnvoll und freudig gestalten kannst, können wir gerne gemeinsam eroieren. Nimm dazu gerne Kontakt zu mir auf. Für weiteren Austausch und Ideen, kannst Du auch unsere Gemeinschaft nutzen, es existiert eine Facebook-Gruppe von Hundestunde Miteinander in die Du gerne eintreten kannst.

 

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