Routine gibt Sicherheit, Sicherheit sorgt für Beständigkeit... Hier bekommst Du Ideen, Anregungen und Tipps, wie Dir und Deinem Hund mehr Routine im Alltag helfen kann :)
Mein erster Blogartikel nach über einem Jahr dreht sich ganz um das Ent-Stressen des Alltags, was in meinem Fall ganz elementar mit der Steigerung des Wohlbefindes meiner Hund und auch meines eigenen Wohlbefindens zu tun hat. Und dafür hilft uns Struktur, Routine, gut geplante Abläufe, ... wie auch immer Du es nennen willst!
Ich hole ein bisschen aus... Mein Alltag war noch nie "immer gleich", seit ich 19 war (und Layla mich begleitet), habe ich studiert, im Außendienst als Ingenieur gearbeitet, studiert, eine Hundeschule aufgebaut und bin nun seit 2,5 Jahren hauptberuflich selbstständig. Ich hatte häufig die "Freiheit" mir Aufgaben und Zeiten "frei" einzuteilen, was im Umkehrschluss meistens bedeutet, dann verfügbar zu sein, wenn andere Zeit haben.
Mit Layla und auch seit Loony November 2015 kein (großes) Problem, meine beiden Damen passten sich immer und immer wieder an meine Unregelmäßigkeiten an... Nur ein Gassi am Tag zu wechselnden Zeiten oder auch mal 2-3 Tage gar nicht Gassi, sondern einfach nur "dabei", bei Besuchen, im Training, an der Uni, beim Einkaufen, usw. kein Problem! Mal vormittags 5 Stunden alleine, ein ander mal wieder abends für 3-4 Stunden? Kriegen sie hin. Ich war verwöhnt!
Nun lebt seit knapp 2 Jahren ein etwas verhaltensoriginelleres Hundemodell bei uns, dass diverse Probleme mitbrachte. Neben massivem Trennungsstress, Umweltunsicherheiten durch falsche oder unzureichende Sozialisierung, wenig bis keine Impulskontrolle und Frustrationstoleranz treibt der junge Rüde auch uns als 2 gut ausgebildete Hundetrainer immer mal wieder an unsere Grenzen!
Als der Bubi einzog, konnten wir nicht mal ein Kindergitter hinter uns schließen ohne Panikattacke seinerseits. Alles was er "ins Maul" bekam, wollte er sofort zerstören und am liebsten runterschlucken. Und solche Dinge wurden auch gezielt gesucht bzw. "geklaut". Nachts durschlafen war über ein Jahr nicht drin. Begegnungen sind eine Katastrophe, egal ob Mensch oder Hund. Und er jagt alles was sich bewegt oder auch mal einfach, wenn nichts ist. Leinenführigkeit war ein Fremdwort und das bei mittlerweile ca. 33 kg Lebendmasse. Viele Baustellen also, und wo sollten wir anfangen?
Natürlich kann ich euch jetzt nicht alle Maßnahmen und Trainingseinheiten auflisten, aber worum es ja hier gehen soll und das, was mittlerweile dazu führt, dass auch unser - recht sprunghafter - Alltag nun mehr und mehr Entspannung ermöglicht, ist Routine! Und wie diese aussieht, auch wenn nicht jeder Tag den gleichen (zeitlichen) Ablauf hat, mag ich gerne mit euch teilen:
Da direkt nach dem Aufstehen (aktuell) noch die meiste Ruhe herrscht, können Manu und ich ohne Hunde das Schlafzimmer verlassen, während sie dort ruhig weiterdösen können (ja, so etwas wird zumindest zu Beginn kameraüberwacht). Wir haben also Zeit, ins Bad zu gehen und zu frühstücken. Anschließend geht es - je nach weiterem Tagesablauf und anstehenden Terminen - in den Garten oder eine kleine Runde Gassi. Danach frühstücken die Hunde und haben im Anschluss wieder eine Entspannungsphase. Diese ist entweder im Wohnzimmer (wo sie sich auch befinden, wenn wir sie alleine lassen) oder mit mir gemeinsam im Büro. Nun kommt es wieder darauf an, was für den restlichen Tag geplant ist, wann und welche Trainings oder Aktivitäten anstehen, sodass gegen Vormittag/Mittag (das kann mal 9 Uhr aber auch mal 12:30 Uhr sein) eine größere Gassirunde ansteht mit einer Dauer von ca. 40-120 Min. Hier nach brauchen alle, aber vorallem der Bubi, meine Hilfe um wieder "runterzukommen" und die Eindrücke des Spaziergangs in Ruhe zu verarbeiten. Je nach Anstrengung (Anzahl der Begegnungen, Wildgerüche und - sichtungen, etc.) dauert dies zwischen 10-30 Min. in denen es etwas zu kauen gibt, gekuschelt wird oder alle 3, wenn sie es schaffen, einfach in Ruhe mit mir im selben Raum sein können. Wenn sie zur Ruhe gekommen sind, findet wieder eine Entspannungsphase statt, in der nicht interagiert wird, da dies prinzipiell auch ein Zeitraum ist, in dem sie mittlerweile gut alleine bleiben können.
Gegen Nachmittag/Abend findet in der Regel gezieltes Training statt, zumindest für den Bubi. Den "alten Damen" reicht dieses Tagesprogramm meist schon aus =)
Training kann mit in unseren Stunden sein - Begegnungstraining, Trainingsspaziergänge, Longieren, Fußarbeit, ... - oder auch Zuhause noch eine Trick- oder Medical-Training-Einheit, manchmal auch ein kurzer Gassigang. Je nach zeitlicher Terminierung gibt es zwischen 18 und 21 Uhr Abendessen für die Hunde, nach dem i.d.R. nichts spanndendes mehr passiert, damit genug Ruhe für eine entspannte Nacht möglich ist ;)
Viele Worte und nun fragst Du Dich vielleicht, wie Dir sowas helfen soll... Was ich Dir damit zeigen möchte, ist, dass trotz großer zeitlicher Schwankungen auch in einem immer anderem Tagesprogramm eine Routine für Dich und Deinen Hund möglich ist. Wie Eure aussieht, gilt es für Dich rauszufinden - und verzage nicht, bei uns hat es auch mehrere Wochen gedauert und wird sich sicherlich auch je nach Umständen wieder verändern. Aber so haben wir einen Leitfaden, mit dem ich weiß, wann ich auch mal eine Stunde einkaufen gehen kann und die Hunde zuhause keinen Stress haben. Oder wann ich mich mit Freunden treffen kann, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, dass die Hunde nicht mit können. Und natürlich wähle ich auch unsere Gassistrecken und -zeiten so aus, dass sie möglichst stressfrei ablaufen, d.h. so, dass es in eine Aktivitätszeit fällt und den Ort, sodass für uns wenig bis keine Begegnungen und eine einschätzbare Wahrscheinlichkeit für Wildsichtungen bestehen.
Wenn ich unseren Tagesablauf also als "Routine" oder "Ablaufplan" zusammenfassen müsste, würde dies so in etwa aussehen:
Pipi machen/Gassi gehen - Futter - Entspannungsphase - Aktivität (meist Gassi, variierende Dauer) - Entspannungsphase - Aktivität (meist Training, variierender Anspruch) - Entspannungsphase - Pipi machen - schlafen
Um nun rauszubekommen, was wie lange dauern sollte, muss ich meine Hunde gut einschätzen lernen und das geht (meist) nur über probieren. Wir kommen mit dieser Struktur auf insgeamt ca. 2-3 Stunden gezielte Aktivität, 2-3 Stunden "beiläufige Aktivität" (Zeiten, wo die Hunde uns beobachten, sich selbst beschäftigen, wir zwischendurch kurze Interaktionen haben, sie uns im Auto begleiten o.Ä.) und dementsprechend auf 18-20 Ruhestunden pro Tag.
Da wir 3 Hunde haben, werden diese Ruhestunden (in denen keine Interaktion von uns stattfindet) unterschiedlich genutzt. Die "alten Damen" schlafen oder kuscheln, wenn möglich, im Normalfall. Der Bubi läuft gerne hinter uns her (aber ein Glück nicht mehr immer und wir achten auch darauf, dass dies keine Überhand nimmt) oder beoabachtet uns vom Sofa oder aus dem Körbchen/der Box heraus, beschäftigt sich selbst mit frei zur Verfügung stehenden Objekten oder macht auch nochmal den ein oder anderen "Blödsinn", wo es gilt zu intervenieren - dies wird beoabchtet und versucht von Ablauf und Management in Zukunft besser zu gestalten. Wenn er zu überdreht ist (nach müde kommt doof, z.B. aufgrund einer doofen Begegnung beim Gassi), braucht er definitiv Körperkontakt zum Runterkommen. Das ist eine wichtige Info! Einfach 2 Stunden Gassi gehen und dann ist der Hund schon müde und kann alleine bleiben, kann so also voll nach hinten los gehen...
Wir versuchen also, Abläufe zu schaffen, um unseren Alltag so zu gestalten, dass für uns alle 5 möglichst viele Bedürfnisse aller Beteiligten befriedigt werden können; wir irgendwie noch arbeiten (gehen) können und man nicht einfach nur frustriert und genervt von einander ist.
Und da sind wir momentan auf einem sehr guten Weg =)
Auch wenn es länger dauert und/oder sich "Erfolge" nicht unmittelbar einstellen, lohnt es sich dran zu bleiben!
Wenn Du Dir Hilfe wünschst, Deinen Alltag für Dich und Deinen Hund entspannter zu gestalten und ein harmonischeres Miteinander oder gar die Bearbeitung konkreter Baustellen angehen möchtest, melde Dich gerne bei uns. Es lohnt sich für alle Beteiligten!
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